Kapitalmarktausblick Juli 2021
Kapitalmarktausblick Juli 2021
Der Kapitalmarktausblick ist eine monatlich wiederkehrende Einschätzung zur aktuellen Stimmungslage an der Börse aufgrund der Weltwirtschaft. Die Fragen, die wir Anlegerinnen uns stetig stellen sind:
- Soll ich investiert bleiben, weil die Märkte weiter steigen?
- Soll ich besser Risiko reduzieren, weil die allgemeine Stimmung eher pessimistisch ist?
- Ist der Einstieg jetzt nicht zu teuer, weil die Märkte schon so lange so gut gelaufen sind?
- Wie ist die aktuelle Lage am Kapitalmarkt? – Wohin geht der Trend?
Liebe Leserin,
diese Fragen lassen sich leider nicht zu 100% korrekt beantworten oder vorhersagen. Denn der Kapitalmarkt unterliegt einer Vielzahl von Faktoren, Einflüssen, Erwartungen und auch Emotionen der Marktteilnehmer. Selbst, wenn man viele davon zusammentragen würde, können sich die Kurse dennoch ganz anders entwickeln. Siehe Pandemie…
Zudem kommt, dass an der Börse immer die Erwartungen in der Zukunft gehandelt werden. Wie könnte die Entwicklung in 6 Monaten sein. Wo stehen die einzelnen Unternehmen in einem halben Jahr?
Was ich für Dich ausarbeiten kann, ist meine Einschätzung und ein grober Überblick der aktuellen Meinungen, wie es sich entwickeln könnte. Legen wir los:
Mit diesen Daten können Sie sich grundsätzlich einen Überblick verschaffen:
- Fundamentale Daten (Wirtschaftsdaten):
- Wachstum und Welthandel der Wirtschaft weltweit:
- Was sagen die Chefs (CEO) der Unternehmen?
- Wie ist die Stimmung der privaten Haushalte in Bezug auf Konsum?
- Monetäre Betrachtungen (Geldpolitik):
- Was machen die Notenbanken?
- Straffung oder Ausweitung der Geldmenge?
- Werden steigende Zinsen erwartet?
- Markttechnische Überlegungen (allgemeine Bewegungen an der Börse)
- Was führt zu steigenden/ fallenden Aktienkursen?
- Wie hoch ist die Cash- Quote von Fondsmanagern?
- Wie werden Börsengänge aufgenommen?
Diese Aufzählung stellt nur einen Auszug dar und lässt sich um viele Positionen erweitern.
Kurze Zusammenfassung für die eilige Leserin:
Nach einem ertragreichen 1. Halbjahr mit etwa 18,15 % Wertzuwachs im MSCI World sind die Märkte weiterhin positiv gestimmt,
allerdings erwarte ich nur noch langsameres Wachstum.
Die Gründe hierfür sind:
- Die Wirtschaft wächst weiter. Die Unternehmen weisen Gewinne aus und haben teilweise wieder Vorkrisenniveau erreicht.
- Es steigt die Aktivität für Fusionen und Übernahmen (engl. Mergers & Acquisitions).
- Eine Investition in Aktienfonds/ ETFs stellt immer noch einer der besten Anlagemöglichkeiten dar.
- Eine Unmenge an Ersparnissen wartet weiter darauf investiert zu werden.
- Die Geldmenge wird nach wie vor weiter ausgeweitet. Damit ist viel Kapital im Umlauf, dass investiert werden will. Eine Verringerung der Geldmenge „Tapering“ ist nicht in Sicht.
- Die Inflationsentwicklung wird als „temporäre Entwicklung“ angesehen
Rückschläge sind immer mal wieder möglich, dennoch werden tendenziell eher weiter wachsende Aktienkurse erwartet.
Diese Gründe sprechen für steigende Aktienmärkte:
Unternehmen weisen wieder Gewinne aus
Die Gewinne der Unternehmen steigen wieder. In den USA ist fast das Niveau wie vor der Krise erreicht. In Europa ist das Vorkrisenniveau noch nicht erreicht. Schaut man auf die Gewinne in Deutschland, wurden im ersten Quartal Rekordgewinne erzielt.
Es steigt die Aktivität für Fusionen und Übernahmen (engl. Mergers & Acquisitions)
Das bedeutet, die Unternehmen strukturieren sich neu und planen vorrausschauend Erweiterungen Ihrer Marktanteile.
Private Haushalte konsumieren fleißig weiter – alle sehnen sich nach Urlaub
und unbeschwerte Restaurantbesuche
Nach den Reise- Einschränkungen der letzten Monate sehen sich die Menschen wieder nach Urlaub. Die Lockerungen machen es möglich und so lassen sich wieder vermehrt Flugzeuge am Himmel beobachten. Auch auf den Straßen ist das Aufkommen an vollbepackter Autos wieder verstärkt wahrzunehmen. Ebenso wird für 2021 eine Fortsetzung des Booms bei Neu-Zulassung von Wohnmobilen erwartet. In 2020 wurden mit 78.055 Neuzulassungen 44,1% mehr Wohnmobilie zugelassen als noch 2019.
Diese Gründe sprechen für eine Seitwärtsentwicklug der Aktienmärkte:
Das Inflationsgespenst geht um
Viele Journalisten schreiben über ein Ansteigen der Inflation. In einigen Teilen sind die Preise gestiegen. Doch warum fürchtet man sich vor dem Anstieg der Inflation?
Im Allgemeinen gilt, wenn die Notenbanken die Zinsen anheben würden, wären andere Anlageformen wie festverzinsliche Wertpapiere und Anleihen wieder attraktiver. Dies hätte zur Folge, dass Anleger, die lieber weniger Schwankungen eingehen würden nun wieder einen ruhigeren Hafen für Ihr Vermögen finden würden und ihre Aktieninvestments verkaufen würden. Dies hätte sinkende Aktienkurse zur Folge.
Du siehst den Konjunktiv: würde, wäre, hätte. Es sieht derzeit nicht nach steigenden Zinsen aus.
Die US- amerikanische Notenbank FED ist sehr vorsichtig mit ihren Äußerungen geworden. Aktuell diskutiert man darüber, ob man über eine Zinsanhebung diskutieren sollte. Die Wirtschaft befindet sich derzeit zwar im Aufschwung, aber sie ist noch weit davon entfernt „heiß“ zu laufen. Erst dann würde eine Erhöhung der Zinsen eventuell Sinn ergeben.
Die FED sieht den Inflationsanstieg als vorübergehende Entwicklung
Viele Marktteilnehmer sind besorgt über den derzeitigen Anstieg der Inflation. Tatsächlich unterstreicht die Statistik, dass zahlreiche Waren jetzt deutlich teurer sind als vor einem Jahr. Einige Stichworte hierzu sind:
- Gebrauchtwagen in den USA
- Bauholz
- Rohstoffe/ Energie
- Löhne für Mitarbeiter steigen
Für jede dieser Preissteigerungen gibt es Gründe, die durchaus den Schluss zulassen, dass es sich um vorübergehende Entwicklungen handelt.
- Die Gebrauchtwagen werden extrem nachgefragt, weil das Angebot an Neuwagen knapp ist. Weltweit stockt die Autoproduktion, weil Chips fehlen. Volkswagen (nur als ein Beispiel von vielen) gibt an, sie könnten wegen dem Chipmangel bis zu 800.000 Autos nicht bauen und ausliefern. Die Kaufinteressenten weichen natürlich auf Gebrauchte aus, was die Nachfrage in diesem Bereich erhöht und die Preise nach oben treibt.
- Bauholz ist knapp. Hunderttausende von Menschen, die nicht zur Arbeit gehen durften, gleichzeitig aber gutes Einkommen unter anderem durch die staatliche Unterstützung erhalten, nutzen die Zeit für andere sinnvolle Dinge – z.B. zum Hausbau. In den USA wird sehr viel Holz zum Hausbau verwendet. Die Nachfrage steigt. Gleichzeit wurde das Angebot reduziert, weil riesige Waldflächen abgebrannt sind und China seine Importe massiv erhöht hat.
- Rohstoffe und Energiepreise kehren wieder auf Vorkrisenniveau zurück. Das treibt die statistische Inflationsrate nach oben, die nur die Veränderung zum Vormonat erfasst. Tatsächlich ist es nur eine Rückkehr auf das Vorkrisenniveau.
- Mitarbeiter, vor allem in den unteren Lohngruppen z.B. bei MC Donalds und Amazon , sind gesucht. Hunderttausende von US-Bürgern erhalten – allerdings nur noch kurze Zeit – mehr Unterstützung wegen der corona-bedingten Arbeitslosigkeit als sie bei Wiederaufnahme einer Beschäftigung verdienen würden.
Betrachtet man die Inflation ein Jahr zurück, fällt auf, dass es 2020 einen starken Rückgang gegeben hat, danach folgt der aktuell starke Anstieg in 2021. Es wird erwartet, dass die Inflationsrate bereits in 2022 wieder auf Vorkrisenniveau zurückkehrt und sich bis 2024 auf etwa 2,5% einpendelt.
Zusammenfassung:
Alle Gründe sprechen überwiegend für weiter steigende Aktienkurse, allerdings erwarte ich den Anstieg nicht mehr so stark.
Für die Langzeitanlegerin spielen diese Überlegungen nur eine untergeordnete Rolle. Zum Vermögensaufbau sind kurzfristige Kursrückgänge nicht so wichtig, weil der Anlagehorizont weit über 10 Jahre hinaus geht. Für den erfolgreichen Vermögensaufbau ist es besser investiert zu sein, als auf den „besten“ Einstiegsmoment zu warten.
Eine Kurskorrektur wäre in dieser Strategie eher ein Signal, um weiteres Vermögen in den Kapitalmarkt zu investieren und damit antizyklisch zu handeln. Sie könnten einen Kursrückgang auch als einen Rabatt von z.B. 10% oder 15% auf Qualitätsaktien/ Fonds/ ETFs sehen.
Trotz aller Krisen und Korrekturen war bei einer Dauerinvestition z.B. im MSCI World die letzten 35 Jahre eine Rendite von ca. 7,27 % pro Jahr zu erreichen.
Neugierig? Dann vereinbaren Sie doch gleich Ihr Espressoschnuppern oder stöbern Sie in den Musterdepots.
Disclaimer:
Dieser Blogbeitrag dient lediglich dem Verständnis des Anlageprozesses oder zu Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung oder Anlageempfehlung dar.
Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für aktuelle oder künftige Ergebnisse. Es gibt keine Garantie für die Fortsetzung in der Zukunft. Zudem sollten bei der Auswahl weitere Faktoren berücksichtigt werden.
Die Finanzlady, eine Abteilung der IhrKonzept GmbH, übernimmt keine Gewähr dafür, dass die Marktprognosen auch eintreten werden. Die Informationen beruhen auf sorgfältig ausgewählten Quellen, doch kann deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder die Genauigkeit nicht garantiert werden.